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Friert mein Pferd? Die 6 frühesten Anzeichen, die du unbedingt kennen musst

  • Autorenbild: Manuela Matti
    Manuela Matti
  • 16. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit
Pferde auf Weide im Schnee

Viele Pferdebesitzerinnen und -besitzer suchen im Winter nach genau dieser einen klaren Antwort: Friert mein Pferd? Oder sieht es nur so aus?


Dabei zeigt der Pferdekörper erstaunlich früh, wie gut seine Thermoregulation arbeitet und das lange, bevor er zu zittern beginnt. Die Kunst liegt im Erkennen dieser kleinen, aber physiologisch hochrelevanten Signale.


Dieser Blog erklärt dir, welche Hinweise zuverlässig sind, was dahinter passiert und wie du dein Pferd sicher durch die kalte Jahreszeit begleitest.



1. Frieren beginnt in der Haut – nicht beim Zittern

In Studien zur Thermoregulation (also der Fähigkeit des Körpers, seine Temperatur selbstständig konstant zu halten) zeigt sich deutlich: Bevor ein Pferd sichtbar friert, verändert sich die Durchblutung der Haut. Der Körper beginnt dann, Wärme in die Körpermitte zurückzuziehen.


Du erkennst das daran, dass die Haut besonders an Schulter, Brust oder Flanke spürbar kühler wirkt, an Elastizität verliert oder sich leicht feucht und angespannt anfühlt. Diese Veränderungen gehören zu den frühesten messbaren Kältesignalen.


Wenn sich die Haut hingegen gleichmässig warm und weich anfühlt, arbeitet die Thermoregulation stabil.



2. Ohren: klein, aber sehr aussagekräftig

Auch die Ohren können dir Hinweise geben. Sind sie warm, funktioniert die Durchblutung in den äusseren Bereichen noch gut. Fühlen sie sich hingegen deutlich kalt an, schränkt der Körper die Durchblutung an der Peripherie bereits ein.


Für sich allein sind die Ohren kein Beweis, im Zusammenspiel mit Haut und Körpersprache aber ein wertvolles Signal.



3. Veränderter Muskeltonus: Der Rücken wird "fest"

Kälte beeinflusst Muskulatur und Faszien direkt. Wird die Temperatur an der Körperoberfläche reduziert, steigt die Muskelspannung reflexartig an.


Das erkennst du an Veränderungen in der Bewegung, zum Beispiel an:

  • einem weniger schwingenden Rücken

  • einer enger und etwas "blockierter" wirkenden Lendenregion

  • einem kürzeren, vorsichtigeren Schritt


Oft werden diese Anzeichen mit "Unlust" oder "Faulheit" verwechselt . Tatsächlich handelt es sich aber um einen energiesparenden Schutzmechanismus: Der Körper erhöht den Muskeltonus, um Wärme zu halten und Bewegung ökonomischer zu machen.



4. Körpersprache: Das Pferd wirkt "zusammengezogen"

Frieren zeigt sich nicht nur in der Haut und in der Muskulatur, sondern in der gesamten Körpersprache. Der Gesamtausdruck wird kompakter.


Typische Zeichen sind zum Beispiel:

  • der Schweif liegt enger am Körper an und bewegt sich weniger frei

  • Pferde stehen dichter "in sich", machen sich kleiner und nehmen weniger Raum ein

  • das Blinzeln wird seltener

  • der Gesichtsausdruck wirkt konzentriert, manchmal leicht angespannt

  • manche Pferde wollen nicht mehr vom warmen Putzplatz weg oder zögern, in Wind und Kälte hinzugehen


Das sind subtile Hinweise, dass der Körper gerade viel Energie benötigt, um Wärme zu erhalten und Belastung zu kompensieren.



5. Atmung: wenn kalte Luft zur Belastung wird

Kalte Luft kann besonders bei atemwegssensiblen Pferden zu einer spürbaren Belastung werden. Die kühle Temperatur reizt die Schleimhäute der Atemwege und führt dazu, dass sich die Bronchien leicht verengen. Gleichzeitig muss die Atemmuskulatur mehr arbeiten, um die gleiche Luftmenge zu bewegen. Dadurch wirkt die Atmung flacher und der Brustkorb hebt und senkt sich weniger elastisch.


Viele Pferde zeigen dabei subtile Zeichen wie ein schnelleres Atemmuster, einen etwas festeren Brustkorb oder eine geringere Bereitschaft, sich vorwärts-abwärts zu dehnen. Das bedeutet nicht automatisch eine Erkrankung, zeigt aber deutlich, dass der Körper mit der Temperaturregulation beschäftigt ist und zusätzliche Atemarbeit leisten muss.



6. Und dann erst kommt das Zittern

Zittern ist der letzte Mechanismus, den der Körper nutzt, um Wärme zu produzieren. Es ist niemals ein Frühzeichen, sondern ein deutliches Signal dafür, dass die Kältebelastung bereits länger anhält und der Körper seine Wärmebalance nicht mehr halten kann.


Wenn ein Pferd zittert, bedeutet das, dass die Thermoregulation überlastet ist und der Körper beginnt, durch rhythmische Muskelarbeit aktiv Wärme zu erzeugen. Das kostet enorm viel Energie und zeigt klar, dass der Punkt des Wohlbefindens längst überschritten wurde.


Zittern ist ein Alarmzeichen – kein Orientierungspunkt.

Wenn du es siehst, braucht dein Pferd sofort Unterstützung, nicht erst später. In diesem Zustand kann der Körper die Temperatur nicht mehr ohne Hilfe stabilisieren, und das Risiko für Muskelverspannungen, Erschöpfung und im Extremfall sogar Unterkühlung steigt deutlich.



Was wirklich hilft: Bewegung & kluge Entscheidungen

Studien zeigen klar: Bewegung ist die effektivste natürliche Wärmequelle des Pferdes. Aktive Muskulatur erzeugt Wärme von innen, deutlich effizienter als jede Decke.


Ein Pferd, das:

  • sich frei bewegen kann,

  • regelmässig rauskommt,

  • und in Gruppenhaltung lebt,

reguliert seine Temperatur wesentlich besser.


Stillstand hingegen ist einer der grössten Risikofaktoren fürs Frieren. Dann braucht es achtsame Unterstützung, nicht reflexartiges Eindecken, sondern situationsabhängige Entscheidungen, die Wetter, Haltunsform, Gesundheitszustand und individuelle Kälteempfindlichkeit deines Pferdes berücksichtigen.



Fazit: Wärme beginnt in deiner Wahrnehmung

Wenn du die kleinen Zeichen siehst, bevor der Körper ins Notprogramm schaltet, kannst du dein Pferd optimal unterstützen. Je früher du spürst, was dein Pferd dir zeigt, desto stabiler bleibt sein Bewegungsapparat, seine Atmung und sein Wohlbefinden.


Wenn du das Gefühl hast, dass dein Pferd mit Kälte, Spannung oder veränderter Bewegung kämpft, unterstütze ich euch gerne mit einer ganzheitlichen physiotherapeutischen Behandlung oder einer tiefenentspannenden Massage.


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Quellen

Boyd et al. – Thermoregulation in the Horse, Journal of Thermal Biology

Ousey et al. – Peripheral temperature and perfusion in horses, Equine Veterinary Journal

Hoffman et al. – Airway response to cold environments, Journal of Applied Physiology

Couëtil et al. – Cold air exposure and equine respiratory health, Equine Veterinary Education

Clayton et al. – Muscle tension & locomotion under temperature influence, Journal of Equine Veterinary Science


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