Herbstbeine bei Pferden – was steckt dahinter?
- Manuela Matti

- 27. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Okt.

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, kennen viele Pferdebesitzer das Phänomen: Morgens hat das Pferd plötzlich dicke Beine. Nach etwas Bewegung verschwinden die Schwellungen meist von allein. Umgangssprachlich spricht man dann von „Herbstbeinen“. Dabei handelt es sich um Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen, die eng mit dem Lymphsystem zusammenhängen.
Doch was bedeutet das eigentlich – und wann solltest du genauer hinschauen?
Was ist die Lymphe eigentlich?
Die Lymphe ist eine klare Flüssigkeit, die in einem feinen Gefässsystem im ganzen Körper zirkuliert, ähnlich wie Blut, nur eben in eigenen „Kanälen“.
Ihre wichtigste Aufgabe ist es, Flüssigkeit und Nährstoffe aus dem Gewebe zurück ins Blut zu transportieren. Gleichzeitig ist sie ein zentraler Teil des Immunsystems, da Krankheitserreger in den Lymphknoten erkannt und abgewehrt werden. Zusätzlich sorgt die Lymphe dafür, dass Stoffwechselabfälle aus dem Gewebe abgeleitet und entsorgt werden
Das Lymphsystem ist also die „Müllabfuhr und Filteranlage“ des Körpers. Anders als das Herz beim Blut hat es keine eigene Pumpe. Die Lymphe fliesst hauptsächlich durch die Bewegung der Muskeln.
Steht ein Pferd lange still, zum Beispiel über Nacht in der Box, staut sich Flüssigkeit in den Beinen. Sobald sich das Pferd bewegt, setzt die „Muskelpumpe“ ein und die Schwellung geht zurück.
Ursachen für Herbstbeine
Herbstbeine entstehen meist durch eine Kombination verschiedener Faktoren. Wenn die Pferde im Herbst weniger Weidegang haben und mehr Zeit in der Box verbringen, fehlt ihnen die natürliche Bewegung, die den Lymphfluss in Schwung hält. Gleichzeitig sorgen kühlere Temperaturen und eine höhere Luftfeuchtigkeit dafür, dass Kreislauf und Stoffwechsel zusätzlich gefordert sind. Bleibt die Bewegung über längere Zeit aus, kann die Lymphe nicht mehr ausreichend abtransportiert werden – die Beine schwellen an. Besonders ältere Pferde sind davon betroffen, da ihr Lymphsystem mit den Jahren weniger leistungsfähig wird und Flüssigkeit langsamer abgebaut wird.
So erkennst du Herbstbeine
Beide Hinterbeine (manchmal auch alle vier Beine) sind morgens geschwollen
Die Schwellungen fühlen sich weich an
Nach Bewegung gehen sie deutlich zurück
Das Pferd zeigt keine Schmerzen, keine Lahmheit und wirkt fit
Typische Herbstbeine – morgens geschwollene Hinterbeine, die nach Bewegung wieder abschwellen.
Aber Achtung; nicht jede Beinschwellung ist harmlos! Ziehe einen Tierarzt hinzu, wenn:
nur ein Bein betroffen ist
die Schwellung warm oder schmerzhaft ist
das Pferd Fieber hat
eine Lahmheit auftritt
Dann kann es sich um eine Phlegmone oder Lymphangitis handeln – das sollte sofort abgeklärt werden.
Was du als Pferdebesitzer tun kannst
Wenn du typische Herbstbeine erkennst und keine Warnsignale vorliegen, kannst du selbst einiges tun, um dein Pferd zu unterstützen. Mit ein paar einfachen Massnahmen lässt sich der Lymphfluss anregen und die Schwellungen verschwinden oft schnell wieder.
✅ Bewegung – Schon 15–20 Minuten Schritt regen den Lymphfluss an. Spaziergänge, Longieren oder Weidegang sind die beste Vorbeugung.
✅ Stallmanagement – Saubere, trockene Einstreu und möglichst wenig Stehzeiten.
✅ Futter & Pflege – Ausgewogene Ernährung, Gewichtskontrolle und Stressminimierung helfen dem gesamten Stoffwechsel.
✅ Manuelle Lymphdrainage – Eine gezielte Therapie durch geschulte Hände unterstützt den Abfluss der Flüssigkeit.
✅ Lymphdrainageputzen – Unter Anleitung kann mit einer speziellen Putztechnik der Lymphfluss gefördert werden. Gerne zeige ich dir diese Technik bei einem Termin und gebe dir meine Anleitung mit, damit du sie auch selbst anwenden kannst.
Fazit
Herbstbeine sind meist harmlos und verschwinden nach Bewegung. Sie sind aber ein deutliches Zeichen dafür, dass dein Pferd gerade in dieser Jahreszeit mehr Unterstützung für seinen Kreislauf und das Lymphsystem braucht. Bewegung und gutes Stallmanagement helfen bereits viel – doch manchmal reicht das allein nicht aus.
Ich würde mich freuen, dein Pferd und dich in dieser besonderen Jahreszeit mit meiner Arbeit begleiten zu dürfen und gemeinsam für mehr Leichtigkeit und Wohlbefinden zu sorgen. 🐴🍂







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